Gehört: Itchy Poopzkid

Ich hatte schon im Mai begeistert von einem Itchy-Poopzkid-Konzert berichtet, damals beim Rock in Caputh. Und während ich grad beim Schreiben erneut ihrer Musik lausche, würd' ich am liebsten direkt wieder hingehen. Eigentlich sind damit doch genug der Worte geschrieben, oder? Na gut, ein paar mehr finde ich schon noch.

Zunächst einmal fetten Dank für den Gästelistenplatz an die entsprechende Stelle! Eine Einschätzung zu den Vorbands muss leider entfallen, da ich sowohl Harthof als auch POOLSTAR* leider aufgrund des zum einen vorzeitigen Beginns und der zum anderen schier unendlichen Schlange an der Garderobe einfach viel zu kurz gehört habe.

Sei's drum, Itchy Poopzkid haben das Waschhaus gerockt! Sehr feine Performance, auch wenn es noch einen Tick länger hätte dauern können. Und bei den arktischen Temperaturen, die derzeit da draußen herrschen, ist so ein Konzert einfach mal genau das Richtige. Ich werd' jedenfalls wiederkommen, wenn das Trio mal wieder in Berlin und Umland gastiert.

Gesehen: Whatever Works

Ich musste mal wieder Freikarten abarbeiten, dieses Mal im Thalia Arthouse im schönen Babelsberg. Die Wahl fiel - auch aufgrund zeitlicher Schranken in der eh schon viel zu verstressten Vorweihnachtszeit - auf Whatever Works. Ein Woody-Allen-Film, man sollte ihn wohl mit dem Begriff Liebeskomödie umschreiben.

Nun, es war kein großer Film zum Mitfühlen, das war wohl auch gar nicht intendiert. Thematisiert wurden Beziehungsgeflechte, die gesellschaftlich wohl kaum präsent sind: Polygamie, ein homosexuelles Outing im Alter, Liebe zwischen jung und alt. Kurz vor Ende hätte dann eine Phase der Empathie mit dem Protagonisten Boris einsetzen können, das Schicksal nahm seinen Lauf und die Unabänderlichkeit der Dinge schien wieder einmal bestätigt.

Alles in allem ganz nett, mehr aber auch nicht - 6 aus 10 Punkten.

Gehört: The Raveonettes

Es gibt Konzerte, da gehst Du zufrieden, glücklich und euphorisiert nach Hause. Es gibt Konzerte, da gehst Du unzufrieden, enttäuscht und kommerzialisiert nach Hause. Und es gibt Konzerte wie diese. Ich muss zugeben, die Raveonettes waren mir kein Begriff, bevor ich die E-Mail mit der Nachricht bekam, ich hätte Freikarten für das Konzert der vierköpfigen dänischen Band am vergangenen Montag im Lido gewonnen.

The Raveonettes, eine Kapelle aus Kopenhagen, die irgendwo zwischen den 60er und 80er Jahren ihre musikalische Basis findet. Was für Musik das genau ist, das kann ich schwer beschreiben, im Nachgang muss ich aber sagen, dass wohl irgendetwas am akustischen Verhältnis zwischen Stimme und Instrumenten nicht gestimmt haben muss. Zumindest, wenn ich mir im Netz noch einmal Tonstudio-Aufnahmen der Dänen anhöre.

Eigenartig auch das Publikum, in gewisser Art und Weise sogar etwas befremdlich. Der Spätdreißiger, oberflächlich betrachtet als Kulturschaffender einzuordnen, mit dem Leben unzufrieden, aber auch nicht bereit es anzunehmen und seine positiven Aspekte zu genießen. Und das spiegelte sich auch im Verhalten wieder: Stimmung war mehr oder weniger nicht vorhanden, zwar wagten sich einige aus ihrer Lethargie heraus und sangen leise mit, das war es dann aber auch schon.

Nach einer Stunde und 15 Minuten hatte dieses bizarre Konzert dann auch sein Ende gefunden. Mein Höhepunkt war das einmalige Einsetzen eines Wiedererkennungseffektes meinerseits, ja, ich kannte ein Lied der Raveonettes, The Last Dance. Eigentlich ein sehr Schönes. Und dann verschwanden sie wie sie performten: unauffällig und mit verhaltenem Applaus, als würde da noch etwas kommen. Kam aber nicht.

Suche Inspiration, biete Resümee

Ich muss feststellen, dass es in letzter Zeit ziemlich ruhig hier geworden ist. Sorry dafür, allein, mir fehlt es an Inspiration. Es gibt vieles, worüber ich schreiben könnte, aber irgendwie war mir nicht so wirklich danach.

Gerade eben hatte ich aber wieder so einen inspirativen Moment. Es hat mich zu nächtlicher Stunde mal wieder durch den Kiez getrieben, bei wunderbar klarer Luft an der Schwelle zwischen Herbst und Winter. Wo andernorts schon Weihnachten an Fenstern, Türen und Bäumen gefeiert wird, ist in Friedrichshain noch nicht viel davon zu sehen. Der Dezember ist wohl der einzige Monat, in dem es in allen anderen Bezirken beleuchteter zugeht als hier.

Es klingt fast paradox, arbeite ich doch gerade von zu Hause aus, aber ich seh' den Kiez in letzter Zeit nicht so oft, obwohl ich fast den ganzen Tag hier bin. Wenn der tägliche Weg an die Akademie bzw. ins Büro entfällt, dann sieht man das Ostkreuz eben nicht. Da gibt es dieser Tage jeden Tag etwas Neues zu entdecken, auch wenn mich jetzt Baustellen, Kräne und Brücken nicht wirklich brennend interessieren. Aber hier verändert sich was - und was gibt es schon Spannenderes als den Wandel?

Irgendwie ist das generell ein eigenartiger Herbst - er verfliegt. Woche für Woche stelle ich freitags fest, dass schon wieder Freitag ist. Normalerweise tue ich das an Dienstagen, stelle fest, dass schon wieder erst Dienstag ist. Nun haben wir schon Dezember, wieder ein Jahr vorüber - und ich hab' noch nicht so recht eine Ahnung, wie ich es für mich in der Neujahrsnacht resümieren soll. Klar, die Zeit der Jahresrückblicke rückt näher, das gesellschaftliche Fazit kriegst Du serviert. Aber das Persönliche?

Irgendwie klingt das jetzt negativ - oder zumindest durchwachsen -, was ich schreibe. Zumindest diktiert uns die Gesellschaft diese Empfindung bei meinen Zeilen in die Gedanken. Nein, das soll es nicht sein. Eigentlich bin ich positiv gestimmt, ich weiß nur noch nicht so recht, wieso. Ich werd' mir mal im Dezember darüber Gedanken machen.

Gut, dieser kurze Ausflug in die Inspiration muss genügen, ich sollte schlafen, hab' um 9 den nächsten Call, sollte fit sein. Tu' ich aber eh nicht - also jetzt schlafen. Egal.

Ruhe in Frieden, Robert Enke

Robert Enke hat den Freitod gewählt. Ein gestander Bundesliga-Profi, Nationaltorwart, Sympathieträger. Einer, der nach vielen Rück- und Schicksalsschlägen immer wieder aufgestanden ist. So hatte es zumindest den Anschein.

Mit dem Wissen von heute drängt sich die Parallele zu Sebastian Deisler fast auf. Deisler brach damals unter seiner Depression zusammen, begab sich in Behandlung um wenig später einen Schlussstrich ziehen zu müssen. Unter seine Karriere.

Enke hat, so muss man nach der heutigen Pressekonferenz seiner Witwe und seines Psychologen feststellen, alles dafür getan um ein Öffentlichwerden seiner Krankheit zu verhindern. Enke hatte gelernt selbst seine Suizidgedanken zu kontrollieren um einer stationären Behandlung zu entgehen. Nicht einmal seine engsten Vertrauten hatten wohl eine Ahnung davon, wie es um ihn bestellt ist. Robert Enke zog den Schlussstrich unter sein Leben.

Der Außenstehende muss sich die Frage stellen welch einer psychischen Belastung ein Leistungssportler heutzutage ausgesetzt ist. Marco Pantani, Adam Ledwon und Edgar Geenen sind nur einige prominente Beispiele aus den vergangenen Jahren. Es muss erlaubt sein zu überdenken, wie die Krankheit Depression in unserer Gesellschaft wahrgenommen wird. Und wie sie von der Öffentlichkeit befeuert wird.

Das Bild des Mannes, der stark sein muss und nicht weinen darf, ist vielleicht auch ein mittlerweile gesellschaftlich Überholtes. Verschwunden ist es aus den Köpfen dennoch noch nicht. Schnell drücken viele aus unserer Mitte depressiv erkrankten Menschen immer noch am Stammtisch oder wenigstens in Gedanken den Stempel der Mimose, des Weicheis, des Versagers auf.

Es ist egal, ob Du, wie Robert Enke, Millionär bist und dieses scheinbar so segenreiche Leben eines Fußballprofis lebst. Wenn es um die Gesundheit geht, sind wir im Grunde alle gleich. Vor allem, wenn Du kein Pflaster setzen und auf Heilung warten kannst.

Mein Beileid der Familie und den Freunden von Robert Enke.

Twitter

Standort