Gehört: 4Lyn | Dreadnought | Hasenscheisse | Samavayo | Itchy Poopzkid | Transsylvanians

Dieses Wochenende habe ich mal mehr als nur Wahllosigkeiten zu erzählen. Dieses Wochenende war nämlich Zeit für Musik auf dem Land, Rock in Caputh. Da ich eh schon am Donnerstagabend aus Hamburg gekommen bin, bot es sich an, an beiden Tagen hinzugehen. Und schließlich sollten ja auch am Freitag die Ohrbooten spielen, was ich mir natürlich nicht entgehen lassen wollte. Wer jetzt aber aufmerksam den Titel gelesen hat, wird ausgerechnet diese Band dort vermissen. Und diese Geschichte vom Freitag kann ich keinem vorenthalten...

18:10 Uhr: Ich verlasse das Haus, mache mich auf zum Ostbahnhof um dort wie üblich den RegionalExpress nach Potsdam zu nehmen. Ein inzwischen ganz normales Wochenendritual.

18:25 Uhr: Ich erreiche Gleis 7 am Ostbahnhof, dort steht entgegen der Gewohnheiten ein ICE, das Gleis ist nicht wie üblich für den vier Minuten später eintreffenden RE 1 geräumt. Von einer Bahnmitarbeiterin erfahre ich, dass hier erstmal "gar nichts mehr fährt". Der Berliner Hauptbahnhof sei gesperrt.

18:30 Uhr: Ich trete den Weg zurück zum Gleis 11 an, nehme dort die S5 Richtung Spandau. Über die Lautsprecher erklingt die Durchsage, dass dieser Zug nicht in Berlin Hauptbahnhof halten würde.

18:40 Uhr: Die S-Bahn erreicht den Bahnhof Hackescher Markt, der Zugführer gibt bekannt, dass der Zug in Friedrichstraße enden würde, da derzeit wegen eines Polizeieinsatzes kein Zugverkehr über den Hauptbahnhof möglich sei.

18:43 Uhr: Ich verschicke per SMS einen Tweet, was denn da los sei. Der wird jedoch erst mehr als zwölf Stunden später veröffentlicht. Sehr eigenartig. Hat da jemand mein Handy überwacht? Will da jemand etwas geheim halten?

18:50 Uhr: Die S-Bahn setzt sich wieder in Bewegung, der Hauptbahnhof könne nun doch passiert werden.

18:53 Uhr: Ich passiere Berlin Hauptbahnhof, die Gleise sind normal gefüllt, einzig das S-Bahn-Gleis ist menschleer. Nur ein Dutzend Polizisten und ein ausgelaufener Feuerlöscher ist dort zu sehen.

18:57 Uhr: Ich erreiche den Bahnhof Zoologischer Garten. Da ich in der S-Bahn Richtung Spandau sitze und der Regionalverkehr angeblich wieder rollt, versuche ich hier in den ursprünglich geplanten RE 1 zu wechseln. Vergeblich, dieser entfällt ersatzlos.

19:05 Uhr: Ich setze meine Fahrt Richtung Potsdam nun mit der S7 fort.

19:37 Uhr: Ich erreiche Potsdam Hauptbahnhof. Die ursprünglich geplanten Anschlüsse Richtung Caputh um 19:16 Uhr bzw. 19:32 Uhr sind verpasst.

19:41 Uhr: Ich treffe meine Festivalbegleitung. Wir beschließen, die Zeit bis zum nächsten Zug im Radeberger-Treff bei einem Bier zu verweilen.

20:07 Uhr: Kurz vor Abfahrt des Zuges frage ich, ob denn auch die Festivaltickets am Mann seien. Fehlanzeige.

20:12 Uhr: Wir treten unsere Fahrt mit der Straßenbahn Richtung Potsdam Rathaus an, um dort die Karten zu holen.

20:26 Uhr: Wir erreichen den Aufenthaltsort der Tickets, vertreiben uns die Zeit bis zur nächsten Straßenbahn erneut mit einem Bier.

20:47 Uhr: Nun geht es erneut mit der Straßenbahn Richtung Hauptbahnhof.

20:55 Uhr: Wir erreichen Potsdam Hauptbahnhof, nehmen zur Stärkung noch einige Burger bei McDonald's.

21:10 Uhr: In fünf Minuten fährt der Bus nach Caputh. Ich sage, dass wir noch die Kosten für die Festivaltickets abrechnen müssten. Man stellt fest, dass diese uns nicht in der Straßenbahn begleitet hatten.

21:14 Uhr: Wir treten zum zweiten Mal den Rückweg Richtung Rathaus an. Das VBB-Fahrinfo verrät uns, dass der nächste Zug Richtung Caputh um 23:16 Uhr den Hauptbahnhof verlässt. Wir wären also pünktlich zum Ende des Veranstaltungstages da.

21:35 Uhr: Wir können einen privaten Shuttle-Service organisieren.

22:05 Uhr: Wir treffen auf dem Festival ein. Es spielt gerade 4Lyn.

So viel zur Vorgeschichte. Und um es mal vorwegzunehmen: an den beiden Tagen konnte ich mir bestimmt ein Dutzend mal anhören, wie geil doch die Ohrbooten gewesen seien. Schwamm drüber, darüber kann man eigentlich nur lachen.

Nun aber zu den Bands, die ich hören durfte: als erste waren da 4Lyn, die irgendwo zwischen Rock, Crossover und Nu Metal angesiedelt sind und meine Erwartungen eigentlich schon erfüllt haben. War ein guter Auftakt, der Lust auf mehr machte. Reichte im Resultat in meiner persönlichen Festival-Wertung für Platz drei.

Den Abschluss des Tages bildeten Dreadnought, eine junge Band aus Potsdam. Lies sich durchaus gut anhören, allerdings aus meiner Sicht handwerklich am schwächsten. Deswegen auch die knappe, aber letztendlich doch für mich persönlich nachvollziehbare Entscheidung, Dreadnought auf den sechsten und damit letzten Platz meines Rankings zu stellen.

Tag zwei begann mit einem Knaller: Hasenscheisse, bekannt durch den Bernd am Grill, spielte ganz groß auf. Eine unglaublich abwechslungsreiche Performance, die sich quer durch verschiedene Styles bewegte, wusste sehr gut zu unterhalten. Und eine Vielzahl von Geschichten zu erzählen. Heißt am Ende Platz zwei.

Die zweite Band des Tages sollte Samavayo sein. Da hatte ich mir schon ein bisschen mehr erwartet, bis auf "Wait" konnten mich die Songs nicht wirklich begeistern. Und über die Performance auf der Bühne hüllen wir mal lieber einen Mantel des Schweigens. Aus meiner Sicht definitiv eine Band, die man sich zwar auf Platte anhören kann - das Geld für einen Live-Auftritt ist allerdings wohl woanders besser angelegt. Reicht trotzdem noch zum vierten Platz, wenn auch mit gehörigem Abstand zu 4Lyn.

Mein persönliches Highlight folgte im Anschluss: Itchy Poopzkid - Erwartungen ganz klar übertroffen, gute Musik, sehr sympatischer Auftritt, runde Sache. Und deswegen folgerichtig Platz eins. Will ich wiedersehen!

Bleiben nur noch Platz fünf und die Transsylvanians übrig, die den Abschluss des Festivals bilden sollte. Vielleicht war ich bei meiner Wertung hier auch ein bisschen euphorisiert von denen, die davor kamen, dennoch war die Musik handwerklich mit einer Reihe von klassischen Instrumenten gut gemacht. Nur das Gesamtfeeling, das stimmt irgendwie nicht. Zudem war der ungarische Gesang doch sehr gewöhnungsbedüftig.

Alles in allem trotzdem zwei nette Abende bei überwiegend guter Musik. Die fünfzehn Euro waren definitiv gut angelegtes Geld, da freu ich mich schon auf das nächste Jahr. Trotzdem sollte an dieser Stelle natürlich nicht ein klein wenig Kritik fehlen, die das Erlebnis noch besser gemacht hätten.

Ein Problem ist natürlich immer die An- und Abreise. Abreise hat dank eines Sonderbusses um 0:30 Uhr an beiden Tagen hervoragend geklappt. Die Anreise, nun ja, die auf der offiziellen Webseite verkündeten Abfahrtszeiten aus Potsdam waren nicht korrekt, wann die angekündigten Sonderbusse gefahren sind, das bleibt wohl ein Rätsel - ich konnte jedenfalls keine Zeiten finden. Und so mussten wir am Samstag eine fast einstündige Anfahrt über Werder in Kauf nehmen - okay, sieht man wenigstens mal was von der landlichen Idylle rund um den Schwielowsee.

Zweiter und zugleich auch letzter Kritikpunkt war das Catering. Nur Kindl, das geht gar nicht. 2,50 Euro für 0,4 Liter sind schon in Ordnung, aber dann doch bitte anderes Bier. Und die Bratwurst für 2 Euro war zwar sehr schmackhaft, doch auch ziemlich klein. Am ersten Tag gab's noch ein klitzekleines Brötchen dazu, am Samstag wurde dann auf eine Scheibe Toast reduziert. Schade.

Trotzdem will ich's positiv enden lassen: war cool, war toll, hat Spaß gemacht - bis nächstes Jahr!

3 Kommentare:

Der Icke hat gesagt…

Transsylvanians... ungarisch? warum net rumänisch? ;)
Und Tickets kriegt man doch eigentlich vor Ort... zumindest wars das letzte Jahr noch so ;-)
grüße ausm Tal der Ahnungslosen :-)

Paul Hermann hat gesagt…

Tjaaa, kein Plan ;-)
Und ja klar gibt's Tickets vor Ort, aber wir wollten ja Sparfüchse sein. 15 Euro für das Festivalticket statt zweimal 10 Euro für Tagestickets. Naaaaja^^
Grüße ins ahnungslose Tal!

Anonym hat gesagt…

also schöner bericht, musikalisch liegen wir da geschmacklich aber auseinander. Hasenscheiße fand ich wirklich überaus langweilich, die Texte machen vielleicht einmal Spaß, aber n ganzes Konzert ist einfach nur öde. Itchy Poopzkid fand ich beeindruckend, aber nur die ersten 5 Songs, dann wars immer nur das gleiche. gleiche Posen, gleiche Songs. vielleicht bin ich hiwer zu Kritisch aber mir haben da z.B. Samavayo viel besser gefallen und Transylvanias auch.
Insgesamt fand ich es ein gelungenes Festival. Ich bin nächstes Jahr definitiv wieder dabei.

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