Ruhe in Frieden, Robert Enke

Robert Enke hat den Freitod gewählt. Ein gestander Bundesliga-Profi, Nationaltorwart, Sympathieträger. Einer, der nach vielen Rück- und Schicksalsschlägen immer wieder aufgestanden ist. So hatte es zumindest den Anschein.

Mit dem Wissen von heute drängt sich die Parallele zu Sebastian Deisler fast auf. Deisler brach damals unter seiner Depression zusammen, begab sich in Behandlung um wenig später einen Schlussstrich ziehen zu müssen. Unter seine Karriere.

Enke hat, so muss man nach der heutigen Pressekonferenz seiner Witwe und seines Psychologen feststellen, alles dafür getan um ein Öffentlichwerden seiner Krankheit zu verhindern. Enke hatte gelernt selbst seine Suizidgedanken zu kontrollieren um einer stationären Behandlung zu entgehen. Nicht einmal seine engsten Vertrauten hatten wohl eine Ahnung davon, wie es um ihn bestellt ist. Robert Enke zog den Schlussstrich unter sein Leben.

Der Außenstehende muss sich die Frage stellen welch einer psychischen Belastung ein Leistungssportler heutzutage ausgesetzt ist. Marco Pantani, Adam Ledwon und Edgar Geenen sind nur einige prominente Beispiele aus den vergangenen Jahren. Es muss erlaubt sein zu überdenken, wie die Krankheit Depression in unserer Gesellschaft wahrgenommen wird. Und wie sie von der Öffentlichkeit befeuert wird.

Das Bild des Mannes, der stark sein muss und nicht weinen darf, ist vielleicht auch ein mittlerweile gesellschaftlich Überholtes. Verschwunden ist es aus den Köpfen dennoch noch nicht. Schnell drücken viele aus unserer Mitte depressiv erkrankten Menschen immer noch am Stammtisch oder wenigstens in Gedanken den Stempel der Mimose, des Weicheis, des Versagers auf.

Es ist egal, ob Du, wie Robert Enke, Millionär bist und dieses scheinbar so segenreiche Leben eines Fußballprofis lebst. Wenn es um die Gesundheit geht, sind wir im Grunde alle gleich. Vor allem, wenn Du kein Pflaster setzen und auf Heilung warten kannst.

Mein Beileid der Familie und den Freunden von Robert Enke.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Es tut mir unendlich leid, dass Robert Enke, den ich nur dem Namen nach kannte - als Torwart von 96 - dass er keinen Ausweg gesehen hat dem Druck funktionieren zu müssen, stand halten zu können.
Ich danke Frau Teresa Enke, dass sie ehrlich mit den Fakten umgegangen ist, dass sie bekannt gemacht hat, wie es um ihren Mann stand. Depression, die hat man(n) nicht, frau auch nicht! Diabetes oder koronare Herzerkrankung, das geht.
Wann endlich begreifen wir, dass in einem Fall die Bauchspeicheldrüse nicht mehr richtig funktioniert und substituiert werden muss, im anderen Fall das Herz sklerotisiert (verhärtet - warum wohl?). Aber das kann man vorzeigen!
Depression?? Da stimmt es im Kopf nicht, da bekommen alle Angst, obwohl das inzwischen mit Medikamenten auch ganz gut "in den Griff zu bekommen ist". Das FUNKTIONIEREN funktioniert wieder, auch wenn man die Nebenwirkungen nicht haben möchte.
Sensibilität ist hier und heute in diesem Staat nicht mehr gewünscht.
Hier werden mehr als 4 Millionen Menschen (die Dunkelziffer ist wohl eher doppelt so hoch) mit Medikamenten ruhig gestellt, damit sie funktionieren!
1991 war ich in einer psychosomatischen Klinik und wurde therapiert, um mein Leben leben zu können. 2009 war ich wieder therapiebedürftig.
Medikamentös schnell gut einstellen und nachhause schicken mit Dauermedikation. Gelobt sei die Pharmaindustrie und Frau Ulla Schmidt.

Anonym hat gesagt…

Auch ich habe im März meinen Lebenspartner durch den Freitod verloren. AUch wir haben die schweren
Depressioen nicht wahrgenommen. Heute setzt sich so manches wir ein Puzzle zusammen. Aber es ist ganz, ganz schwer es zu ertragen geschweige denn damit selbst weiterzuleben. Ich hoffe nur auf Gottets Hilfe.

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