Ich will nicht alt werden, jedenfalls nicht sooo alt...

Ich muss gestehen, es war erst die zweite Brauereiführung, an der ich teilgenommen habe. Die erste, das war im Sommer 2005. Sieben Tage Amsterdam - was lag da näher, als bei der Heineken Experience vorbeizuschauen. Beeindruckend, wenn auch sehr touristisch angelegt.

Nun, als wahrer Bierfreund - und so möchte ich mich inzwischen bezeichnen - geht so etwas natürlich gar nicht. Nicht mal die Brauereien im Umland gesehen, aber über Bier reden, als hätte ich den Bierbraumeisterabschluss schon zu Kindergartenzeiten gemacht. Also musste schleunigst eine Veränderung der Situation her.

Ziel war die Braumanufaktur im Forsthaus Templin, wo jeden Mittwoch zu einer öffentlichen Beschau der Brauanlagen eingeladen wird. Durch die Anreise mit dem Bus trafen wir etwas verfrüht ein, was wahrlich selten geschieht. Also hatten wir noch genügend Zeit an der mit grünen Papiertischdecken festlich geschmückten Tafel Platz zu nehmen. Auf uns warteten schon zwei Herren älteren Semesters, die sich kulinarisch auf die Führung vorbereiteten. Zumindest was die Flüssigkeitszufuhr anbelangt, taten wir es Ihnen gleich, nahmen einen Weihnachtsbock und Abschied vom Winter.

In verhaltener Erwartung der Dinge, die da kommen würden, ausharrend, machte in der Zwischenzeit ein Ehepaar ebenfalls älteren Semesters unsere Runde komplett. Die Führung konnte starten - und wäre besser ganz schnell wieder vorbei gewesen. Die drei älteren Herren verstanden sich nämlich sofort bestens, späßelten unentwegt herum, wohl in freudiger Gewissheit, Gleichgesinnte gefunden zu haben.

Nun, was konnten wir erfahren? Der Braukessel ist aus Kupfer, weil man aus Edelstahl keine derartig gewölbten Elemente herstellen kann. Die Treppe in den Braukeller ist einhundert Jahre alt und hat beide Weltkriege unbeschadet überstanden, dank der massiven Bauweise. Und die Rezeptur der Berliner Weißen ist Betriebsgeheimnis der Kindl-Brauerei, wobei diese zu Schultheiss Zeiten viel besser geschmeckt habe. Ach ja, früher war eh alles besser - und diese diabolische Jugend von heute trinkt ja kein richtiges deutsches Bier mehr, die gehen nur noch zu Flatrate-Partys um das Delirium weniger kostspielig zu gestalten.

Weshalb wir da waren, richtig, wegen der Braumanufaktur - war leider wenig aufschlussreich. Vor allem wohl weil die Herren sich nicht dafür interessierten. Gut, das Bier ist ökologisch gesehen anscheinend ein Knaller, wusste ich aber auch schon vorher.

Nach sechzig quälend langen Minuten hatten wir uns der eigentlichen Zielgruppe ergeben, ließen den Abend mit einer standesgemäßen Brotzeit und einem Märzen ausklingen. Ein Bierlikör als Absacker um zu vergessen, was einem in fünfzig Jahren wiederfahren wird.

Mit der Rentner-Clique im Reisebus zur Kaffeefahrt ins Ausflugsrestaurant Forsthaus Templin.

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