...und LIDL lernt doch!

In der vergangenen Woche hatte ich über meinen Besuch in der LIDL-Filiale am Markgrafendamm in Berlin-Friedrichshain berichtet. Ich beschwerte mich daraufhin über ein Kontaktformular auf den Webseiten des Discounters und erhielt im Laufe der Woche zunächst eine standardisierte E-Mail, in der mir mitgeteilt wurde, dass meine Beschwerde an die zuständigen Abteilung weitergeleitet wurde.

Nun schellte es heute Nachmittag plötzlich an meiner Tür, wo sich ein Mitarbeiter des Discounters meldete. Er würde sich aufgrund meiner Beschwerde gern mit mir unterhalten. Aber sicher doch - auch wenn ich unangemeldete Besuche nicht mag, könnten ja auch Spione im Auftrag des einzig wahren Premiumfernsehens sein. Also erzählte mir der sympathische Mann auf meiner Terrasse von den Beweggründen, weshalb LIDL in dieser Filiale einen Sicherheitsdienst einsetzt.

Im Nachgang des Datenskandals wurden in den LIDL-Filialen sämtliche Kameras demontiert. Auch um beim Kunden und bei den eigenen Mitarbeitern wieder das Vertrauen zu schaffen, dass sie nicht aus dem Hinterzimmer überwacht werden. Er schilderte allerdings konträr zu meiner bisherigen Wahrnehmung, dass diese Filiale im Markgrafendamm ein problematischer Standort sei. Es ginge hierbei nicht um Diebstahl, sondern viel mehr um ein bestimmtes Klientel, das die Filiale etwa bei schlechtem Wetter als Nässeschutz oder Schlafplatz nutzt oder im Markt die Einkäufe mit tierischer Begleitung tätigt. Dass dieses Klientel in dieser Gegend existiert, dem kann ich nicht widersprechen.

Auch wusste er zu berichten, dass er mit den Mitarbeitern der Filiale das Verhalten besprochen habe, ein Verständnis für die Problematik mit ihnen zusammen entwickelt habe und sich die Kassiererin, mit der ich meinen Disput austrug, freiwillig zu ihrem Fehlverhalten bekannt habe. Außerdem werde der Sicherheitsdienst in Zukunft nur noch an maximal drei Tagen pro Woche bis Ende August eingesetzt um dann wieder darauf zu verzichten. Ein Spähen nach den Einkäufen der Kunden wird in Zukunft unterbleiben. Zudem nahm er meine Anregung auf, die Kleiderordnung der Sicherheitsbeauftragten zu überdenken und in Zukunft auch so dem klassischen Türsteherimage entgegenzuwirken.

Ich bin sehr positiv überrascht, wie offen LIDL mit der eigenen Vergangenheit umgeht und wie offensiv man das persönliche Gespräch sucht und versucht verloren gegangenes Vertrauen wieder aufzubauen. Ich werde die Situation im Markt weiter beobachten und schauen, ob sich tatsächlich Veränderungen einstellen.

2 Kommentare:

Mr. T hat gesagt…

Krass, der Typ ist echt zu dir nach Hause gekommen? Hab ich ja noch nie erlebt, dass auf einen einzelnen Kunden so eingegangen wurde. Hätte ich im Leben nicht geglaubt, dass LIDL solchen Service hat.

Gags hat gesagt…

Ja, echt erstaunlich, dass sie sich als Discounter eigens Imagebeauftragte leisten. Vielleicht ganz gut, dass ihr Image so einen Schaden erlitten hat. Jetzt lassen sie Taten sprechen und suchen Kundennähe. Ich bezweifle mal, dass sich vor dem LIDL-Skandal jemand bei dir gemeldet hätte, da hatten sie noch keinen Sonderstatus, waren auf gleichem Niveau mit ALDI usw.

Kommentar veröffentlichen

Twitter

Standort