Wenn Ursachen und Gemeinsamkeiten verwechselt werden
Nein, ich wollt's eigentlich nicht kommentieren, den schrecklichen Amoklauf von Winnenden - aber die Presse hat mich doch dazu gebracht. Was ich heute wieder las über scheinbare Ursachen und angedachte Präventionen, geht meiner Meinung nach völlig am eigentlichen Problem vorbei.
Die Zeitungen schrieben sich wund um den Täter stereotypisch zu charakterisieren. So berichtete zum Beispiel SpOn, dass sich auf dem PC des Täters Pornobilder und Gewaltspiele befanden. Nun will ich ja nicht alle über einen Kamm scheren, aber bei wie vielen männlichen Jugendlichen wird man denn diesbezüglich nicht fündig?
Pornobilder gelangen - ob gewollt oder ungewollt - allein schon durch's normale Surfen im Internet auf den eigenen Rechner - denjenigen, der allein derartiger Werbung konsequent aus dem Weg gehen kann, will ich sehen. Nun mag es sein, dass der Täter eine exorbitante Sammlung angelegt hatte - aber was hat das mit dem Amoklauf zu tun?
Gleiches bei Gewaltspielen wie etwa Counter-Strike - wer hat die denn nicht? Oder zumindest nicht schon wenigstens einmal gespielt? Bin ich jetzt ein potentielle Massenmörder? Vielfach wird das Argument angesprochen, dass die Spiele zur Übung benutzt werden könnten. Nun, wenn ich in der Realität die Waffe auch per Mausklick auslösen könnte, vielleicht. Der Umgang mit der Waffe ist aber wohl die einzige Hürde, wenn der Geist derart versagt und man sich zu einer solchen Tat herablässt. Schließlich sind die Opfer wehrlose Zivilisten ohne Munition, die nicht wussten, was geschehen würde. Da gehört wohl nicht viel Erfahrung dazu, wahllos in der Gegend herumzuschießen.
Nein, hier widerspricht mir die Presse, der Täter hat nicht wahllos geschossen, seine Opfer waren hauptsächlich Mädchen und Lehrerinnen. Soll das jetzt vielleicht was mit den Pornobildern zu tun haben? Oder mit dem Mädchen aus der Nachbarschaft, an dem er interessiert war, mit dem er aber keine Beziehung führte? Die Kombination dieser Faktoren trifft auf Millionen von Teenagern weltweit zu, aber das kann doch keine Ursache für eine solche Tat sein. Höchstens ein winziger Baustein in der labilen Psyche solcher Täter. Ein kleinster gemeinsamer Nenner, den die Mehrzahl der Amokläufer verbindet und an dem man nun wieder medienwirksam die Schuldfrage klären will.
Aber dazu weiß natürlich Bayerns Ex-Ministerpräsident Günther Beckstein auch etwas zu berichten:
"Nicht jeder Nutzer macht einen Amoklauf, aber ein hoher Anteil unter den Amokläufern hat Killerspiele genutzt."Nein, es steht gewiss nicht explizit in diesem Zitat, aber wenn ich mich beim Zwischen-den-Zeilen-Lesen nicht ganz stark vertue, sagt Beckstein doch zumindest, dass die Gefahr eines Amoklaufs durch den Gebrauch von Killerspielen steige. Und wenn ich seine Worte noch weiter interpretiere, könnte man fast sagen, nicht jeder Nutzer macht einen Amoklauf, aber er wäre dazu in der Lage. Frei nach Beckstein.
Uns erwartet also in den nächsten Wochen und Monaten eine nicht enden wollende Diskussion um Gewaltspiele - toll, dass der Wahlkampf vor der Tür steht. Damit kann man doch bestimmt super punkten, gerade bei der Generation, die mit diesen Spielen nicht so vertraut ist.
Eins hätte ich fast vergessen - was trifft noch auf alle Amokläufer an deutschen Schulen zu? Richtig, sie sind männlich, zwischen 14 und 22 Jahren alt und besitzen die deutsche Staatsangehörigkeit. Dann weiß man ja jetzt, auf wen man in Zukunft genauer achten muss.
Donnerstag, März 12, 2009
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Tags:
Amoklauf,
Beckstein,
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