Ich bin Europäer - aus Leidenschaft

Heute ist ein guter Tag zum Bloggen. Vor allem, da in zwei Tagen die Europawahlen anstehen und es keine vier Monate mehr bis zur Bundestagswahl sind. Es wird hier also in nächster Zeit politischer zugehen als bisher, das Superwahljahr 2009 hat endgültig begonnen. Und vorweg: ich gelobe so objektiv wie möglich zu sein, auch wenn das schwer fällt.


Eigentlich stand meine Entscheidung für Sonntag eh schon fest, trotzdem ging es heute zur Abschlussveranstaltung der SPD im Europawahlkampf ins Tempodrom. Außenminister Steinmeier, Parteivorsitzender Müntefering und Spitzenkandidat Martin Schulz waren als Redner angekündigt. Einleitende Worte zum Wahlkampf fand die Europaabgeordnete aus Berlin, Dagmar Roth-Behrendt. Überhaupt tut die Partei gut daran in diesem Jahr wieder zunehmend Geschlossenheit zu demonstrieren, neben den Genannten waren auch Parteivize Andrea Nahles, Berlins regierender Bürgermeister Klaus Wowereit, SPD-Generalsekretär Hubertus Heil und der ehemalige Bundesminister Egon Bahr vor Ort.

Die Veranstaltung wurde eingeleitet von der Berliner Brass-Kapelle beat 'n blow, deren orale Musikantin eigenartiger Weise via Megaphon agierte. Der Programmpunkt zog sich leider etwas hin, offenbar waren die Hauptakteure verspätet eingetroffen - sei es drum, im Anschluss an die bereits erwähnten einleitenden Worte war Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier an der Reihe.

Steinmeier merkte man an, dass er diese Veranstaltung nicht zum Bundestagswahlkampf nutzen wollte, er wollte nicht Mittelpunkt des heutigen Tages sein. Und so begrenzte er sich auf die aktuellen Geschehnisse rund um Opel und Arcandor und seinen Besuch bei unseren östlichen Nachbarn, ging jedoch nicht ohne dazu aufzurufen mit der eigenen Wählerstimme Rechts zu verhindern. Der Außenminister zog den Vergleich mit den Niederlanden heran, wo die Rechtspartei kürzlich sagenhafte fünfzehn Prozent bei der Europawahl erreichte.

Es folgte der Spitzenkandidat der SPD für Europa, Martin Schulz. Vielen dürfte er bislang recht unbekannt sein, ist er doch hierzulande nicht sonderlich präsent. Doch dieser Mann hat einiges drauf, wenn man mich fragt. Er ist in seiner Art unglaublich authentisch, steht hinter der Politik, die er macht. Seine Rede erinnerte an die Anfänge des vereinten Europas und an die Ursprünge der Sozialdemokratie - und er sagte diesen Satz, den ich zum Titel dieses Beitrags gemacht habe. Ein Gefühl, das wohl die Wenigsten von uns haben, einfach Europäer zu sein. Wieso eigentlich nicht? Wahrscheinlich, weil die europäische Geschichte in dieser Form noch zu jung ist, weil wir meinen, uns würde so viel von unseren Nachbarn unterscheiden. Nur ist das doch über kurz oder lang die Zukunft: wie ich mich jetzt als Berliner fühle, der Deutschland zugehörig ist, so werde ich irgendwann oder spätestens eine der nachfolgenden Generation als Europäer denken. Europa ist so unglaublich vielfältig, bündelt man diese Energien ... naja, ich will die Gedanken jetzt nicht ausführen, könnten einige falsch verstehen. Der mächstigste Mensch der Welt wäre dann jedenfalls kein US-Amerikaner mehr.

Abschließend sprach der zurückgekehrte Parteivorsitzende Franz Müntefering, dem man deutlich anmerkte, dass in ihm trotz der vielen Jahre in der Politik noch eine unglaubliche Energie schlummert. Müntefering gab sich nah an der Basis, sprach mit markigen Worten und wusste in seiner Art zu überzeugen. Spätestens sein Exkurs zu den Veröffentlichungen des potenziellen EU-Kommissars Friedrich Merz zeigte mal wieder, wie volksnah die schwarze Volkspartei doch wirklich ist.

Alles in allem eine nette Veranstaltung. Einziger Wermutstropfen war, dass keine Getränke in den Innenraum mitgenommen werden durften - und somit der halbe Liter Wernesgrüner zu vier Euro doch recht kurzfristig vor Veranstaltung geleert werden musste. Ein paar Widerständler gab es auch, die genaue Botschaft konnte ich nicht erkennen, schienen mir aus dem Lager der Linken oder Grünen zu stammen.

Meine Botschaft: Geht am Sonntag wählen - jede Stimme für eine der fünf großen Parteien ist eine Stimme gegen Rechts!

1 Kommentare:

Gags hat gesagt…

schön kurz und knackig zusammengefasst, bild entspricht ungefähr dem meinen. weiß nicht, ob ich mir in näherer zukunft nochmal so eine verantaltung antue, zieht sich ja doch ganzschön, aber wer sowas noch gar nicht beigewohnt hat, sollte mal vorbeischauen. egal bei welcher partei, ist glaube ich einfach mal interessant zu sehen wie solche veranstaltungen so ablaufen und nen paar reihen hinter der parteispitze zu sitzen. nebenbei: wowi hat das mit der geschlossenheit nen bissl versaut^^
ach und münte is einfach nen supersympathischer typ :)

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